Entwicklung der Abteilung Fußball

Geschrieben von Frank Hassenpflug

(Text aus der Festzeitschrift 100 Jahre TuSpo 1888 Guxhagen e.V.)


Ein ganzes Menschenalter liegt mittlerweile zurück, seit in unserer Heimatgemeinde mit dem Fußballspiel begonnen wurde. Ein Weg vom „Mauerblümchendasein“ zur Nummer eins unter den Sportarten. „König Fußball“ heißt es heute mit einer Selbstverständlichkeit, die kaum noch Widerspruch duldet. Vor gut einem Dreiviertel-Jahrhundert indes war das alles ganz anders.

1910, als die Geburtsstunde für Guxhagens Kicker schlug, waren die Bedingungen nämlich eher rustikal. Auf dem uns allen vertrauten Gemeindeplatz an der Fulda fingen seinerzeit einige junge Männer mit dem Fußballspiel an. Die Tore wurden natürlich selbst gezimmert, die heute so vielbeschworenen Eigenleistungen waren für die Gründerväter mehr als normal. Auch an adrette sportliche Bekleidung verschwendeten die Pioniere kaum einen Gedanken, Fußballschuhe und der Dreß mussten elementarsten Ansprüchen genügen. Im Vordergrund stand der Spaß am Spiel.

1911 dann wurde nach dem TuSpo mit dem Arbeiter-, Turn- und Sportverein ein zweiter Klub in Guxhagen gegründet, der sich ebenfalls die Förderung der Leibesübungen auf seine Fahnen geschrieben hatte, besonders allerdings auf dem Gebiet des Geräte- und des volkstümlichen Turnens. Hinzu kam erstmals auch die Unterstützung des Fußballs, wenngleich das zunächst nur eine gutgemeinte Formulierung, ein hehrer Anspruch der Satzung war. In Guxhagen nämlich dominiert noch die Volkssportart Turnen.

Der Fußball wollte sich seinen Platz im Herzen der Menschen erkämpfen, aber: Er konnte nicht. Die politische Großwetterlage machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung: Der Erste Weltkrieg stand unmittelbar bevor. Das Aufblühen der jungen, ehrgeizigen Sportart wurde jäh gestoppt. Die Kriegswirren sind auch der Grund dafür, dass uns ein genauer Einblick in die Zeit um 1920 herum verwehrt bleiben muß, denn viele Unterlagen wurden zerstört.

Immer deutlicher nahm eine Verknüpfung der sportlichen und politischen Entwicklung Kontur an. Nachdem 1928 mit dem Sportclub 28 ein dritter Sportverein aus der Taufe gehoben worden war, musste sich der Arbeiter-, Turn- und Sportverein 1933 auflösen. Er war den schmutzigen Machthabern suspekt gewesen. Die Mitglieder traten über zum Sportclub 28, der wiederum 1938 mit dem Turngemeinde 1888 fusionierte und schließlich im Vfl Guxhagen aufging. Der Sportclub 1928 hatte zuvor immerhin auch den Fußball in sein Programm aufgenommen. Und nicht nur dies: Die Chronik verzeichnet vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges „beachtliche Erfolge“.

Ein anderes Erfolgserlebnis war dem Verein 1939 beschert: Der Sportplatz „Unter den Eichen“ wurde eingeweiht. Es sollte für lange, lange Zeit das letzte glückliche Ereignis für die Vereinsmitglieder bleiben. Sechs Jahre Krieg rückten andere Bedürfnisse in den Vordergrund. Nahezu wie ein Wunder wirkt es da, dass ausgerechnet nach dem schrecklichen Krieg der Fußball in Guxhagen seine Blütezeit erlebte.

Schon in den ersten Jahren nach den Kriegswirren hatte sich die 1. Mannschaft beachtliche Platzierungen in der Kreisklasse, praktisch aus dem Nichts, erspielt. Doch die Glanzzeit folgte noch. Im Spieljahr 1953/54 erkämpfte sich die Elf in der allerletzten Begegnung in Helsa den Aufstieg in die Bezirksliga. Man hielt sich zwei Spielzeiten in der Klasse, dann musste man infolge einer Neuorganisation der Klassen absteigen. Es war die große sportliche Zeit des Vereins, auch was die Publikumszahlen betrifft. Einen sportlichen Dämpfer erhielt die Entwicklung erst 1965 mit dem Abstieg in die B-Klasse. Erst drei Jahre später, zum 60jährigen Bestehen, hatte die A-Klasse den TuSpo wieder. In den 70er Jahren verlief die Entwicklung in einem Wellental, bevor 1982/83 der neuerliche Aufstieg in die Bezirksklasse greifbar nahe schien. Doch kurz vor dem Ziel platzten die Hoffnungen doch noch. In den letzten Jahren hat eine radikal verjungte Mannschaft versucht, ihren Weg zu machen. Der Verein versucht dabei, der Jugend und damit der Arbeit im Nachwuchsbereich sein Vertrauen zu schenken.

Ein Rezept, das den Erfolg garantieren wird, denn die Erfolge der Jugendabteilung sind wohl unbestritten. Hier sind ohne Zweifel Maßstäbe gesetzt worden. Der Zusammenschluß mit unserem Nachbarn Ellenberg und früher auch mit Dennhausen/Dörnhagen hat sich in diesem Zusammenhang zweifellos positiv ausgewirkt. Zahlreiche Triumphe bis hinauf zur Bezirksebene legen dafür Zeugnis ab.

Kontinuität und Solidarität sind nicht nur im Jungenbereich, sondern auch im allgemeinen bei der Vereinsstruktur ein dauerhaftes Ziel. Das intakte Gemeinwesen von der E-Jungend bis hin zu den Alten Herren muß erhalten bleiben. Das allerdings darf nicht zu dem Schluß führen, dass man vor neuen, ungewohnten Wegen Angst hätte. Kontinuität: Das gilt natürlich auch für die Vorstandsarbeit, bei der man bisher diesem Anspruch gerecht geworden ist. Nach dem Krieg hat den Verein immer eine besondere Gelassenheit und Geduld ausgezeichnet. Zwei Jahrzehnte führen Georg Bätzing, mittlerweile Ehrenvorsitzender, die Abteilung, dann der mittlerweile verstorbene Walter Kurth, und nach einem Intermezzo von Karl-Heinz Lazik (er trat wegen beruflicher Beanspruchung zurück) leitet seit 1977 Adam Wunsch die Geschicke der Sparte.

In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für unseren Sport entscheidend verbessert. Lange angemahnte Missstände wurden abgestellt, neue Einrichtungen wurden geschaffen. So entlastet seit geraumer Zeit der Trainingsplatz das eigentliche Sportgelände „Unter den Eichen“, das nach langen Jahren der Überlastung in einem miserablen Zustand war. Mittlerweile wurde auch der Hauptplatz restauriert und damit in einen angemessenen Zustand versetzt. Die Situation hat sich auch wegen der Inbetriebnahmen der neuen Großsporthalle entspannt, die vor allem im Winter eine echte Alternative bietet. Lange genug hatte die Abteilung allerdings auch warten müssen, für viel zu lange.

Glanzpunkt der Umgestaltung der jüngeren Vergangenheit ist aus Sicht der Abteilung das Sport- und Umkleidehaus, das in mühseligen Monaten harter Arbeit fertiggestellt wurde und nunmehr seit Oktober 1987 in Betrieb ist. Hunderte Stunden an Eigenleistung führte letztenendes zu einem stolzen Resultat, das für jedermann zu besichtigen ist. Dank gebührt in diesem Zusammenhang natürlich all den Institutionen, die nicht nur in diesen konkreten Fällen, sondern auch in der Geschichte die Sparte ideel und finanziell unterstützt haben, an erster Stelle die Gemeinde.

Die Fußball-Abteilung hat also Grund dazu, optimistisch in die Zukunft zu sehen. Sie wird die Herausforderungen der Zukunft annehmen und gleichzeitig nicht auf Bewährtes, Traditionelles verzichten. Sie stützt sich dabei auf das Zusammenwirken und die Kraft der verschiedensten Funktionsträger, die mosaikartig zur Existenz dieses Vereins beitragen.

Zitieren wir die letzten Worte aus dem Festvortrag zum 75jähren Bestehen der Sparte: „Der Bogen spannt sich aus der traditionsreichen Vergangenheit über die Tage der Gegenwart hinein in die Zukunft. Weitsicht, Klugheit, Gelassenheit, Mut und Stärke werden auch künftig dafür sorgen, dass dieser Bogen nicht reißt. Dieser Verein wird in der Zukunft bestehen, er wird vor der Zukunft bestehen, er hat Zukunft.“